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Ausstellung in Dettenheim eröffnet

Dettenheim – 16.07.2010 – Trotz der heißen Temperaturen konnte Bürgermeister Hillenbrand viele interessierte Bürgerinnen und Bürger zur Ausstellungseröffnung im Rathaus begrüßen. Sein besonderer Willkommensgruß galt Herrn Landrat Dr. Christoph Schnaudigel, dem Vizepräsidenten der Badisch-Südbrasilianischen Gesellschaft, Herrn Bürgermeister i.R. Robert Straub, Herrn Alois Riffel von der Badisch-Südbrasilianischen Gesellschaft, Herrn Luis Gustavo Schlindwein aus Brusque in Santa Catarina (Brasilien) sowie dem Leiter des Ressorts Auswanderungsforschung und Ausstellungsleiter, Herrn Dr. Lothar Wieser.

(von liks nach rechts) Bürgermeister Hillenbrand (Dettenheim), Landrat Dr. Schnaudigel, Dr. Wieser, Vizepräsident Straub und L. G. Schlindwein

In seiner Begrüßung machte Bürgermeister Hillenbrand deutlich, dass Dettenheim einen ganz besonderen Bezug zu dieser Ausstellung hat. In seinem Buch „Im Sonnenland Brasilien“ schildert der Liedolsheimer Karl Heinrich Oberacker seine Überfahrt und die dort verbrachten Jahre in Brasilien, wo er als evangelischer Pastor in den deutschen Gemeinden wirkte. Mit dem Musikstück „Tico-Tico no fubá“, ein Feuerwerk aus brasilianischen Rhythmen, wurde die Ausstellung von Aldo Martinez, einem in Karlsruhe lebenden, aus Brasilien stammenden Musiker eröffnet. Im Anschluss wurde die Badisch-Südbrasilianische Gesellschaft, deren Beginn und Aufgaben von ihrem Vizepräsidenten Robert Straub vorgestellt. Die im Jahr 2007 gegründete Gesellschaft hat sich zur Hauptaufgabe gemacht, bisher bestehende Kontakte mit Auswanderern aus dem Badischen nach Südbrasilien zu pflegen, die deutsche Sprache dort zu fördern, Austauschprogramme zu organisieren und natürlich Forschungen zur Auswanderung im 19. Jahrhundert zu betreiben. Ebenso soll hier im Lande durch verschiedene Aktivitäten und Aktionen das Verständnis für die aus Baden abstammenden Menschen und deren Geschichte und Entwicklung in Südbrasilien gefördert werden. Innerhalb der Gesellschaft wurde beispielsweise ein Bereich „Familienforschung“ gebildet. Dort werden familiäre und geschichtliche Zusammenhänge für Familien geklärt, Daten ausgetauscht und Familienstammbäume erstellt. Ereignen sich in Südbrasilien Katastrophen wie dem Erdbeben im letzten Jahr, versucht die Gesellschaft zu helfen. Nach „Carinhoso“, einem romantischen brasilianischen Musikstück, dankte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel der Gesellschaft für ihre bisherige Arbeit und wies darauf hin, dass in einer globalisierten Welt nicht genug Austausch zwischen den Völkern stattfinden kann. Kontakte zu einem aufstrebenden Land wie Brasilien haben in der Zukunft auch eine wirtschaftliche Perspektive für unsere Region. Dr. Lothar Wieser referierte anschaulich anhand von verschiedenen Berichten über das Leben und die Zeit vor 150 Jahren. Bei weitem waren die Existenzgründungen in Südbrasilien kein Zuckerschlecken, auch wenn die übermittelten Erlebnisberichte meist positiv waren. Viele fragen sich natürlich: Was war so anziehend an Brasilien, zu einer Zeit, als bei uns Mundraub und Hunger den Alltag beherrschten und somit kaum Überlebenschancen bestanden. Trotz aller Anfangsprobleme haben es viele Auswandererfamilien zu Reichtum und Wohlstand gebracht. Dr. Wieser bezeichnete die Entwicklung in Südbrasilien als Glücksfall für das Land. Durch die Zuwanderung habe sich eine neue Mittelschicht gebildet und auch das Handwerk habe sich zu einem angesehenen Berufsstand entwickelt, weg von Sklaven und Tagelöhnern. Die Ausstellung veranschaulicht als Resultat des wieder erwachten Interesses in Deutschland und Brasilien auf zehn Schautafeln die Geschichte der Auswanderung sowie ihre Entwicklung. Mit der Gründung einer Schwestergesellschaft in Santa Catarina sind mittlerweile die Weichen für eine positive Zusammenarbeit gestellt. Auch im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina wird in diesem Jahr der badischen Einwanderung vor 150 Jahren mit Festlichkeiten gedacht.

Bevor Bürgermeister Hillenbrand die Ausstellung eröffnete, verabschiedete sich Aldo Martinez mit „Garota de Ipanema“, einem brasilianischen Musikstück aus dem Bereich des Jazzes, welches, so behaupten zumindest die Amerikaner, eigentlich ein amerikanisches Musikstück sei. Allerdings sind die brasilianischen Wurzeln eindeutig bewiesen und auch erkennbar. Bei einem kleinen Umtrunk konnten die anwesenden Gäste die Schautafeln lesen, wobei sich auch viele interessante Gespräche ergaben.

Die Ausstellung kann noch bis zum 23. August 2010 im Rathaus Liedolsheim besucht werden, bevor sie an den weiteren Ausstellungsorten Philippsburg, Graben-Neudorf, Waghäusel und Bruchsal besichtigt werden kann.

(Bericht mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin Fr. Schindler großteils übernommen)

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